Baukasten:Gender
Gender
Der Baustein soll die Teilnehmenden in die Genderdebatte einführen und zur kritischen Reflexion der eigenen Person, des eigenen Verhaltens und der gesellschaftlichen Strukturen anregen. Es kann nicht erwartet werden, dass der Baustein mehr als einen Einstieg in das Thema „Gender“ bietet, da das Thema zu umfassend und vielfältig ist. Die Teilnehmenden sollen eine Idee davon bekommen, warum „Gender“ allgegenwärtig ist und sowohl für den/die Einzelne_n eine Relevanz hat.
Vorbereitung
Vorbereitung für die Moderation
Die durchführende Person sollte sich dagegen gut mit dem Thema auskennen und sich mit der Grundliteratur auseinandergesetzt haben. Ggf. kann es auch sinnvoll sein, Strategien zu haben, um knifflige Situationen lösen zu können, für den Fall, dass einige Personen sich durch Andere verletzt fühlen und es in der Folge zu großen Auseinandersetzungen kommt. Je nach Nutzung des Bausteins sollten bereits eine Woche vor Durchführung den Teilnehmenden die Karteikarten mit den Fakten ausgeteilt werden – mit dem Hinweis, dass sie sich die Karten anschauen und in der kommende Woche kurz (!!!) „vorstellen“ sollen. Zusätzlich kann ebenso bereits eine Woche vorher das Handout zu dem/statt des Inputs ausgegeben werden.
Vorbereitung für die Teilnehmenden
Der Baustein ist explizit so ausgelegt, dass keinerlei Vorwissen von den Teilnehmenden erforderlich ist. Es besteht sogar eher die Gefahr, dass er für Menschen, die sich bereits ausführlich mit der Genderdebatte auseinandergesetzt haben, nicht tiefgründig genug ist, da der Baustein mehr als Einstieg gedacht ist.
Materialien und Räume
farbige und mit Buchstaben markierte Faktenkarten → Gruppeneinteilung, Schwarz-Weiß-Fragen/Aussagen, ausgedrucktes Material für Gruppenarbeiten (Texte, Werbebeispiele, Primingbeispiele, Statistik Frauen in MINT-Studiengängen an der TU Berlin), ggf. Handout zum Input, Plakate + Stifte, Laptop + Beamer, ein großer Raum, eine durchführende Person ist ausreichend
Ablaufplan.
Der folgende Ablaufplan ist für 120 min ausgelegt. Weiter unten ist die gekürzte Variante mit 90 min zu finden.
Vorbereitung im Raum
Präsentationsfläche aufgebaut werden, wenn gleichzeitig noch genug Platz für die Positionierung im Raum für die Schwarz-Weiß-Fragen bleibt. Sonst den Stuhlkreis nach den SW-Fragen aufbauen. Die Faktenkarten sollten den Teilnehmenden wenn möglich eine Woche vorher, alternativ kurz vor dem Workshop in die Hand gegeben werden. Wenn man die Teilnehmer_innenstruktur kennt, kann es sinnvoll sein, die Faktenkarten nicht zufällig, sondern ein wenig bewusst zu verteilen, sodass es nicht dazu kommt, dass sich Gruppen bilden, in denen „eine hohe Genderkompetenz“ vorhanden ist und andere Gruppen, in denen nur „Gender-Frischlinge“ sitzen. Von einer gleichmäßigen Verteilung können alle profitieren.
00. Minute - Einführung & Schwarz-Weiß-Fragen .
Nach einer kurzen Begrüßung der Teilnehmenden und der Vorstellung des Seminarplans soll sich die Gruppe frei auf einer Fläche verteilen. Ein_e Durchführende_r liest nacheinander die SW-Fragen/Aussagen vor und die Gruppe soll sich entsprechend nach Zustimmung oder Ablehnung positionieren. Obwohl es schwierig ist, sich eindeutig mit ja oder nein zu positionieren, halten es die Gestalter des Bausteins für sinnvoll, dies zu fordern, um jede_n zu einer eindeutigen Position zu bringen und ein klareres Meinungsbild zu forcieren. Es kann hier sehr interessant sein, sich die Verteilung einzuprägen, um sie später mit der Verteilung nach dem Baustein zu vergleichen. Dies kann als guter Anstoß für die Diskussion dienen.
05. Minute - Präsentation Faktenkarten .
Anschließend sollen sich alle in den Stuhlkreis setzen und nacheinander kommentarlos ihre Faktenkarte vorlesen. Um die geballten Faktendarstellung und dem Aufzeigen der Vielseitigkeit der Genderdebatte nicht zu stören, soll hierbei kein Raum zur Diskussion entstehen und die Karten nicht zusätzlich kommentiert, sondern nur kurz vorgelesen werden. Diese Karten dienen als Einstieg in das Thema, sowie zur Verdeutlichung der Relevanz. Nebenbei sorgen sie auch für die Gruppeneinteilung.
10. Minute - Input „Dimensionen von Gender“ .
Anschließend wird der Input gehalten. Zur Orientierung sei auf das Skript im Anhang, auf das Handout sowie vor allem auf die beiden Texte PENKWITT, MANGELSDORF: „Dimensionen von Gender“, „Dimensionen von Gender – Band II“ verwiesen. Falls Bedarf und Zeit kann noch auf einzelne Fragen eingegangen werden, jedoch dient der Input nur als weitere Einführung und Verdeutlichung der verschiedenen Aspekte der Genderdebatte. Nichtdringende Fragen könnten auf die kommende Woche – auch zum Einstieg in die Diskussion – verschoben werden.
20. Minute - Arbeitsphase I.
In der Arbeitsphase I teilen sich die Teilnehmenden nach Farben der Faktenkarten auf die Tische auf. Jeder Tisch erhält jeweils einen Text in mehrfacher Ausgabe. Die Arbeitsaufträge stehen über den Texten. Hier sollte trotzdem darauf hingewiesen werden, dass nach der Bearbeitungszeit eine Person den Inhalt des Textes in einer zweiminütigen Blitzpräsentation vorstellen soll.
35. Minute - Präsentationsphase I.
Die Texte sind so gestaltet und ausgewählt, dass zwei Minuten ausreichen sollten, was sich auch bei der Durchführung gezeigt hat. Zur besseren Orientierung können Zettel mit „60 Sekunden“ und „30 Sekunden“ vorbereitet werden, um der präsentierenden Person einen Anhaltspunkt zu geben.
45. Minute - Arbeitsphase II.
In der Arbeitsphase II sortieren sich die Teilnehmenden nach den Buchstaben auf den Faktenkarten auf die Tische (bei 20 Personen lässt sich nicht verhindern, dass Personen wieder in der gleichen Gruppe landen, was jedoch auch nicht schadet). Arbeitsaufträge finden sich wieder über den Texten. Es sollte an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen werden, dass ein Plakat zu den Texten gestaltet werden soll und jede_r in der Lage sein muss, das Plakat zu präsentieren.
75. Minute - Präsentationsphase II .
In der Präsentationsphase II kommen die Teilnehmenden wieder nach Farben sortiert zusammen. Auf jedem Tisch sollte sich ein Plakat befinden. Die Person, die das Plakat gestaltet hat, soll den anderen Personen am Tisch das Plakat in 10 Minuten (90 Minutenvariante: 9 Minuten) präsentieren. Falls früher fertig, darf fleißig diskutiert werden. Nach Ablauf der Zeit werden die Plakate weitergegeben (Alle bleiben an ihren Plätzen sitzen, damit es nicht zu unnötiger Unruhe kommt!).
115. Minute - Hausaufgaben verteilen & Feedback–Schwarz-Weiß-Fragen
Sobald die Plakate einmal die Runde gemacht haben, werden die Ansagen für die kommende Woche gemacht. Als Vorbereitung auf die Diskussion sollen alle Teilnehmenden in der kommenden Woche auf Aspekte der Genderdebatte in ihrem Alltag achten und eine eigene Faktenkarte gestalten (um hier einen erhöhten Bezug zu Ingenieur_innen herzustellen, kann der Auftrag so variiert werden, dass sich der Ingenieurwesen-Aspekt auf der Karte wiederfinden muss und somit ein Bezug zum Studium/Beruf hergestellt wird). Anschließend sollte sich die Gruppe wieder frei im Raum verteilen. Die durchführende Person liest wie bereits zu Beginn die SW-Fragen/Aussagen vor und jede_r soll sich eindeutig positionieren (Erinnerung: Hier vielleicht einen Vergleich zu dem Beginn ziehen). Zum Ende des Bausteins sollte den Teilnehmenden, denen der Baustein als Einstieg zur Auseinandersetzung mit der Genderthematik dienen sollte, die Quellen der Grundlagenliteratur zur Verfügung gestellt werden, um eine tiefergehende Beschäftigung mit dem Thema zu ermöglichen.
ausführliche Diskussion (min. 30 Minuten) in der kommenden Woche
Die Diskussion sollte auf jeden Fall in der kommenden Woche stattfinden, um den Teilnehmenden genug Zeit zur Reflexion zu ermöglichen. Die Erfahrung zeigt, dass manche_r Teilnehmer_in in dem Baustein mit sehr viel Neuem konfrontiert wurde, sodass eine sinnvolle Diskussion erst nach dem Sacken des neuen Wissens möglich ist. Für mögliche Aufhänger in der Diskussion, falls die Diskussion nicht Gang kommt, siehe Anhang.
Hinweise und Anmerkungen.
Von den Verfasser_innen.
Zwischendurch sollte während der Arbeitsphasen und in der Präsentationsphase II immer die Zeit angesagt werden. Es soll an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen werden, dass die durchführende Person gut über das Thema Bescheid weiß und sich mit einigen Texten beschäftigt haben sollte. Das Thema „Gender“ sorgt bei vielen Personen schnell zu Augendrehen und Lustlosigkeit. Gute Argumente, warum das Thema für alle wichtig ist, könnten hilfreich sein (eigene Meinung kann hilfreich sein: Warum ist es für mich wichtig!? Warum halte ich es für wichtig, dass man sich als Ingenieur_in einmal mit dem Thema auseinandergesetzt haben sollte!?). Es sollte darauf geachtet werden, dass man als Durchführende_r stets geschlechtergerechte Sprache benutzt (Vorbild) ohne darauf herumzureiten. Man muss bei der Durchführung darauf achten, dass es nicht zu Pauschalisierungen und Verfestigung von Geschlechterklischees und -stereotypen kommt (gerade in der Diskussion).
Gekürzte Variante.
90 Minuten zur Durchführung: Falls der Input nicht gehalten wird (90 Min.-Variante) sollte den Teilnehmenden das Handout eine Woche vorher ausgeteilt werden. Ein Input eine Woche vorher wird als wenig sinnvoll erachtet, da selbst mit ausgeteiltem Handout zur Nachbereitung die Gefahr besteht, dass die Inhalte komplett verloren gehen.
00:00 Präsentation der Faktenkarten – Dauer: 5 Minuten 00:05 Arbeitsphase I – Dauer: 10 Minuten 00:15 Präsentationsphase I – Dauer: 4x2Minuten + 2 Minuten Puffer 00:25 Arbeitsphase II - Dauer: 25 Minuten 00:50 Präsentationsphase II – Dauer: 4x9 Minuten 01:26 Hausaufgaben verteilen & Feedback–Schwarz-Weiß-Fragen – Dauer: 4 Minuten
ausführliche Diskussion (min. 30 Minuten) in der kommenden Woche
Materialien zur Durchführung.
Version
Ursprüngliche Version
Kommentar.
Aktuelle Version
Kommentar.
Literaturhinweise und Quellen.
- Für weitere Anregungen als Einführungsspiele/spielerische und kreative Möglichkeiten, sich dem Thema Gender zu nähern:
BURBACH, SCHLOTTAU (Hg.): „Abenteuer Fairness – ein Arbeitsbuch zum Gendertraining“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2001 http://www.gwi-boell.de/web/gender-toolbox.html
- Zum Thema Gender-Traning:
NETZWERK GENDER-TRAINING: „Geschlechterverhältnisse bewegen – Erfahrungen mit Gender-Training“, Ulrike Helmer Verlag, Königstein/Taunus, 2004 http://www.gwi-boell.de/web/gender-beratung.html (bieten viele Tipps zum Gender-Training sowie allgemeine Informationen)
- Grundlagenliteratur:
Patriarchat, Kapital und gesellschaftliche Reproduktion von sexueller Gewalt (aus dem Reader „Mein Körper gehört mir“ der OLLAfA Göttingen 1996) SOLGA, PFAHL: „Doing-Gender im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich“, Wissenschaftszentrum für Sozialforschung, 2009